Als Mitglied der legendären 7up, der 7. Klasse der
Kantonalen Mittelschule Uri,
die im Juni 1996 die Matura C absolvierte, ist es mir eine Ehre, auf unserer
Homepage die besten Artikel unserer Maturazeitung wiederzugeben.
Ganz besonders widmet die 7up diese Zeitung allen Kantischülerinnen und
-schülern als Anregung für den Umgang mit Noten, Lehrern und Freizeit.
Nichts anderes charakterisiert die Eigendynamik und Lebenseinstellung
der 7up besser als diese Zeitung - sie ist das Vermächtnis einer Klasse, die
es oftmals mit Schulregeln und Lehrerautorität nicht so ernst nahm...
7up rules!!!!
Schef
Aus dem Inhalt:
7up, who the hell is that?!?
Vorwort: Wozu eine Maturazeitung?
Tips für ein gelungenes Klassenfest
Lehrer, wie sie wirklich sind
Interview: Der Erfinder des Fightens
Dankeshymne: Richi Unser
Frag 7up
Teste dein Wissen
IN und OUT bei der 7up
Gedicht: Die Glorreichen Lehrer
Rückblick: Das Rätsel der Evolution
Viele, wenn nicht sogar alle Leser dieser Ausgabe werden sich nach dem Studium
der Lektüre fragen, warum zwanzigjährige Maturandinnen und Maturanden sich
überhaupt motiviert zeigen, ein Projekt dieser Grössenordnung selbständig,
neben dem Prüfungsstress abzufassen. Im wesentlichen sehen wir zwei Beweggründe:
Zum einen wollen wir uns die wohlverdiente Maturareise unserer Klasse
finanzieren, und zum andern benützen wir die Gelegenheit auch dazu, unser
Inneres zu reinigen und allen in den sieben verflixten Jahren gestauten
Aggressionen freien literarischen Lauf zu lassen, um uns ohne mittelschulisch
seelische Belastung unserem kommenden Werdegang zu widmen.
Bisher waren die Texte in den Maturazeitungen ziemlich diskriminierend,
angreifend, provozierend, verleumderisch und übertrieben. An dem wollen wir
nichts ändern, bis auf ein paar Einschränkungen, welche wir zusammen mit
unserem Philosophielehrer Dr. phil. Rudolf Ruzicka erarbeitet haben:
1: Wertende Aussagen, welche sich unter der Gürtellinie befinden,
2: Verleumdungen, welche zivilstrafrechtliche Folgen haben können,
3: übertriebene Übertreibungen,
werden vermieden.
Für die Toleranz unserer zum einen Teil kritisch und zum andern Teil sehr
kritisch gefassten Artikel danken wir allen Angesprochenen schon im voraus.
Die siebte Klasse b des Realgymnasiums Uri (7up)
"He, RG heisst ja Realgymnasium. Das find ich hohl, dass das so heisst."
Claude Rohrer nach sechs Jahren Gymnasium, 30.8.95
"Dieses Bild zeigt das Waldsterben sehr deutlich. Im Vordergrund stehen starke, scheinbar gesunde Bäume. Beim näheren Betrachten jedoch sieht man, wie sie innerlich verrecken. Fazit: Eindrückliches Bild, dass das Waldsterben sehr gut darstellt, doch jetzt habe ich Hunger."
Slavo Kratochvila, 1994
"Wie sagt man einem See aussenrum..., nicht Strand..."
Claude Rohrer, 1996 (Das gesuchte Wort war ´Ufer´)
Tips für ein gelungenes Klassenfest
Überlegt euch vorgängig, warum ihr Klassenfeste veranstaltet. Notiert euch die Gedanken und besprecht sie mit euren Eltern und vertrauten Lehrpersonen. Als Abschlussgeschenk der 7up hinterlassen wir euch einige unbezahlbare Tips, die ein Klassenfest zu einen sinnvollen Zusammensein werden lassen.
James Dobbie, Englisch
Der geborene Schotte hat leider eine kleine Schwäche: Das Deutsch ist ihm nicht immer so geläufig, wie er es eigentlich möchte. Besonders dann, wenn er mit seinen Worten Eindruck machen will, schleichen sich häufig kleinste Fehler ein, die aber schon genügen, um einen völlig anderen Sinn entstehen zu lassen.
Dobbie zu Sara, als sie eine Textstelle originell interpretiert: "Du bist tief!"
Dobbie zu Thöny nach der Rückgabe einer schlechten Englischprüfung: "Ich habe den Eindruck, Du hast ein bisschen das Handtuch eingeworfen."
Dobbie zu unserer Zimmerordnung: "Your classroom looks like a backstreet in Ankara."
Alex: "Und ´doesn´t do´ geht das auch?
Dobbie: "Dumm!"
Alex (entrüstet): "Aber das haben Sie doch vorher gesagt."
Dobbie: "Aha, gut!"
"Ein Lehrer, der bis zwanzig zählen kann, ist schrecklich! Ich kann nur bis zehn."
Dobbie genervt zu einem Schülerfehler: "Russians ohne ´s´, das macht mich so hässlich."
"Ruzicka hat wirklich Probleme mit Euch. Wenn ich Ruschi wäre, würde ich eine Pistole nehmen und euch alle totschiessen oder zum Fenster rauswerden."
Peter Maibach, Deutsch und Geschichte
Maibach sieht sich selber auf Video. "Ich hasse mich selbst auf Video zu sehen, aber Sie lieben es!"
"Morgen sehen wir uns meine Dias von Holland an. Ich habe 120 gemacht, auf 110 davon bin ich drauf."
Slavo im Deutsch: "Ich verzichte auf eine Leserargumentation, da starke Parallelen zu Claudes Text zu sehen sind."
Maibach: "Selber denken macht feiss!"
Kurt Macchi, Mathematik, Darstellende Geometrie
Macchi auf seinen Bauch angesprochen: "Alles Samenstränge."
Macchi zu Claude: "Jetzt tuesch wider eso, als chönntsch läsä und schribe."
Erste Mathestunde nach den Ferien. Kohler erscheint mit Bartwuchs. Machhi kommt höhnisch lachend: "Kohler, ist das dein Ernst?!"
Macchi völlig entnervt: "In Zukunft werden überall nur noch Piktogramme hängen, da die Leute eh nicht mehr lesen können. Für´s Sekretariat steht ein Buch, am Kopierschrank hängt ein Bleistift und an der Lehrerzimmertür eine Banane."
Alex: "Dann müsste die Tür der 7up einen Olymp haben!"
"Warum haben Mohammedaner mehrere Frauen? Weil Frauen billiger sind als Putzfrauen."
"Ist das langweilig mit euch. Vinzenz hockt vollgefressen da und rülpst vor sich hin."
Die Klasse löst in Mathe eine Maturaaufgabe eines anderen Gymnasiums.
Macchi: "Und wenn die Wurzle nid ufgaht, schlömmer de Lehrer tot!"
Sie geht nicht auf.
Macchi: "De Lehrer isch en huere Aff!"
"Eine Gerade hat keinen Start- und Endpunkt - sie ist wie Gott."
Claude sagt beim Lösen einer Aufgabe an der Tafel zwischen jedem Satz ´ääähh...´.
Macchi: "Du bist in guter Gesellschaft. Dreifuss und Cotti sagen auch immer ´ääähh...´. Bei den Sitzungen hört man immer nur ´ääähh´, wie in einem Ziegenstall. Man möchte ihnen am liebsten Salz geben.
Pause.
Claude: "ääähh..."
Macchi zu Slavo: "Gib ihm Salz!"
Macchi über seine Frau: "Die Mutter meiner Frau hatte ja auch riesige Freude in der Schwangerschaft und wusste nicht, was für eine Schachtel da rauskam."
Claude zur etwas kleinwüchsigen Maya, die an der Wandtafel eine Aufgabe löst: "Zieh der Chopf a bits ii"
Macchi: "Nein, das kannst du nicht verlangen. Dann sieht man sie ja gar nicht mehr!"
Rudolf Ruzicka, Philosophie
Ruzicka auf die Frage, warum er den Beruf als Lehrer nicht aufgibt: "Es ist zu teuer."
Slavo: "Sie könnten doch ein Buch schreiben."
Ruzicka: "Davon kann man nicht leben."
Slavo: "Sicher doch, wir würden Ihnen sogar Zeit geben, während den Philos-Stunden daran zu arbeiten."
"Je mehr Logik ihr macht, desto blöder werdet ihr."
"Ich bin eben doch nur ein Fachidiot und denke nur an philosophisches Zeugs."
"Das Freudenhaus in Wien steht noch, ...äähh... das Haus von Freud."
Urs Wüthrich (Biologie): "Die Frauen können gemein sein. Der Mensch ist nicht viel besser."
Der Erfinder des Fightens
Interview mit dem Sportlehrer Richard Dittli
Richi, viele unserer Leser werden kaum wissen, was genau Fighten ist. Kannst du für uns auf einfache Art und Weise erklären, was sich hinter diesem Begriff verbirgt?
Das Fighten ist die hohe Kunst der sinnlosen Selbstüberwindung. Das kann jeder nur am eigenen Körper erfahren, und zudem habe ich Jahre gebraucht, um mich überhaupt zu so einer übermenschlichen Fightsau zu entwickeln. Hier möchte ich speziell der 7up danken, denn unsere gemeinsamen Turnstunden haben mir immer gewaltige Entwicklungssprünge beschert.
Warum hast du gerade "fighten", ein englisches Wort für Deine Sportart ausgesucht?
Fight heisst ja Kampf, aber Kampf kommt nicht annähernd an die Qualität des englischen Wortes heran.
Du fightest doch jetzt schon annähernd sieben Jahre. Könntest du uns armen unwissenden Nicht-Fightern denn eine Episode aus deiner Fightererfahrung erzählen, damit wir eine klare Vorstellung von deinem Leben bekommen?
Ich weiss nicht, ob ihr es wirklich wert seid, aber für euch werde ich eine Ausnahme machen, weil du mich so unterwürfig fragst.
Es war etwa vor vierzehn Monaten, als ich im Vita Parcours keuchend durchs Unterholz rannte. Meine körpereigenen Endorphine hatten zu diesem Zeitpunkt ihre volle Wirkung entfaltet, und ich hatte das Gefühl unbesiegbar zu sein.
...und dann Richi, erzähl weiter!
Ich rannte nun einem breiten Weg entlang, dann hörte ich ein Geräusch, wahrscheinlich eine Art Landmaschine, vielleicht sogar einen Mähdrescher. Als nächstes spürte ich einen sanften Schlag gegen meinen Rücken und einen leichten Schmerz im Hüftbereich.
Ist das schon die ganze Geschichte?
Nein, nein, auf keinen Fall. Wenig später, nach kurzer Bewusstlosigkeit, öffnete ich meine Augen und erkannte was passiert war. Leicht verletzt lag ich am Boden, denn das Fahrzeug hatte mir den Unterleib abgerissen.
Du warst ja völlig hilflos, Richi!
Sicher nicht, ich hatte ja noch meine zwei Arme, und was eine echte Fightsau ist, gibt so schnell nicht auf. Zudem war ich gerade in der Aufbauphase für den Lauf "Rund um den Globus" und konnte deshalb mein Training wegen Kleinigkeiten nicht unterbrechen.
Gab es keine Bedenken vom medizinischen Standpunkt aus gesehen?
Da hab ich meine Prinzipien, und die sagen unter anderem: Eine Fightsau geht nicht zum Arzt.
Denkst du nicht, dass das ein Fehler war?
Ich mache keine Fehler.
Meinst du, dass du von dir selber überzeugt bist?
Nein, das mit Bestimmtheit nicht. Ich selbst würde mich eher als eine bescheidene und zurückhaltende Person einschätzen. Ich mache ja nichts Einmaliges, wirklich nicht, auch wenn alle anderen sportlichen Versager das behaupten.
Lieber Richi, kann ich Gott zu dir sagen?
Ich bin Gott.
"Ier münd nid dänke, denn dänke verbrucht en Grossteil vo dr Energie vom mänschliche Körper, ier münd ruhig si und seckle, flissig seckle."
Richard Dittli
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Mit unendlicher Demut und angetrieben von unsagbarer Dankbarkeit für Dein Gespräch mit uns, widmet dir die 7up, angebeteter Richi, eine Hymne der Liebe.
Richi Unser
Richi unser, der Du bist in der Turnhalle.
Geheiligt werde Dein Körper.
Deine Sportwelt komme,
Dein Fighten geschehe
in der Turnhalle, wie auch im Kollegi.
Unser tägliches Auskotzen gib uns heute
und vergib uns unsere Unsportlichkeit,
wie auch wir vergeben Dir.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von der Bildung.
Denn Dein ist die Sportwelt, die Muskelkraft,
die Göttlichkeit und Unsterblichkeit. Fight
KB:
Mein Problem sind meine Haare. Sie wachsen viel zu schnell und das einfach überall. 7up, dieser Fluch lastet schon seit meiner Kindheit auf mir, aber damals konnte ich noch Profit daraus schlagen, denn ich spielte die Hauptrollen in den Hollywood-Produktionen Gremlins und Critters. Diese Zeiten sind aber vorbei und eine neue Rolle erhalte ich nicht, denn als King Kong bin ich zu klein.
Da mich mein Schicksal ins normale Leben gedrängt hat, versuche ich mich jetzt darin zurechtzufinden und mir einen Freundeskreis aufzubauen. Das funktioniert jedoch mehr schlecht als recht, sodass ich gezwungen bin, auf einem Berg über Schattdorf in einer Höhle zu leben.
Es wäre wirklich nett von euch, wenn ihr mir helfen könntet, mein wucherndes Problem zu beseitigen.
Vielen Dank schon im voraus an ´öich´.
7up:
Lieber KB, du hast wirklich, wir müssen es beim Namen nennen, ein beschissenes Leben. Wir glauben nicht, dass man diesem Problem mit konventionellen Mitteln, z.B. einer Enthaarungscreme, beikommen kann. Deswegen sehen wir für dich nur zwei Möglichkeiten. Entweder du wanderst nach Frankreich aus, um dich dort als Atomtest-Dummie zur Verfügung zu stellen, oder du versuchst Dein Glück im Himalaya als Yeti.
PM:
Es bedrückt mich, dass die Buchlieferung von Reclam schon seit einer Woche überfällig ist. Das ist bis jetzt noch nie passiert! Auf dem letzten Bestellschein habe ich die Zeile für meine Telefonnummer vergessen auszufüllen. Kann es viellecht daran liegen? 7up, ihr müsst mir helfen. Ich weiss nicht mehr, wass ich tun soll.
7up:
PM, wir müssen ehrlich zu Dir sein. Du hast höchst fahrlässig gehandelt, als du den Bestellschein ausgefüllt hast. Wir raten dir schleunigst dich mit deinem Haus-Buchbesteller in Verbindung zu setzten. Dort erhälst du Gewissheit, ob die Bücher überhaupt noch eintreffen werden. Und zudem musst du umgehend deine Schüler davon in Kenntnis setzen. Wenn du Glück hast, helfen sie dir in deiner misslichen Lage, aber eigentlich solltest du diese Suppe selber auslöffeln, du hast es verdient!
JD:
Ich habe ein echtes Problem, welches mich sehr bedrückt. Bitte lacht mich nicht aus, denn das tun schon meine Schüler ständig. Einmal muss es heraus: Ich kann nicht Deutsch sprechen richtig. Immer ist der Begleiter von Angst vor dem Versagen mit mir in den Unterrichtsstunden. Ich bin nicht einmal fähig, mich dem Missständer zu stellen, aus lauter Panik vorda mich für einen Deutschkurs für Anfänger anzumelden. Ich will nicht mehr die Schulbank pressen. Ich habe mich schon gefragt, ob ich wieder in meine Heimat, die Highlands, zurückkehren soll. Dort fühle ich mich zu Hause. Bitte helft mir, 7up, ich weiss es nicht mehr, was ich tun soll.
7up:
JD, du musst jetzt stark sein und die Ruhe bewaren, denn der Weg ist das Ziel. Es ist ganz natürlich, dass man sich schämt, wenn man als bald pensionierter Lehrer zugeben muss, nicht richtig sprechen zu können. Aber Du musst zu Dir stehen, denn jedes Kind hat einmal sprechen gelernt. Also wir raten dir, dich für das nächste Jahr im UG für einen Deutschkurs einzuschreiben. Nur so kannst du dein Selbstbewusstsein auf Dauer stärken.
Wissenstest: Wie gross sind meine Chancen, die Matura erfolgreich zu bestehen
1.) Wie schreibt man Rhythmus? a) Mit Buchstaben. b) Rüttmuss. c) Am besten gar nicht. 2.) Wann beginnt der Unterricht? a) Um 7:35h. b) Wenn ich aufwache. c) Wenn ich einschlafe. 3.) Können sie weit zählen? a) Bis die Hand keine Finger mehr hat. b) Was heisst zählen? c) Nein, nur nah. 4.) Was ist relativ? a) Ein Adjektiv. b) Dieser Test. c) Einsteins Zunge. 5.) Was ist Chemie? a) Alles. b) Alles. c) Alles. 6.) Wieviel gibt 1 x 2? a) Was fragen Sie mich das? b) öhh.... c) Hängt vom Jackpot im Sporttoto ab. 7.) Kennen sie Churchill? a) Ja, ein Whiskey. b) Ja, das Geräusch einer Dampflok. c) Wieso, suchen Sie ihn? 8.) Was macht ein Philosoph? a) Führt Selbstgespräche im Unterricht. b) Nichts. c) Schreibt Texte, die niemand liest. 9.) Was bereuen Sie? a) Kein Philosoph zu sein. b) Nicht in der 7up zu sein. c) Für diese Zeitung bezahlt zu haben. 10.) Glauben Sie, dass Sie diesen Test bestehen? a) "Du muesch nid glaube..." b) Wenn die Mindestpunktzahl bei 0 liegt, dann ja. c) Wollen Sie mich verarschen? 11.) Welches ist das Synonym für Spass? a) Kurt Felix. b) Sex mit Hunden. c) Die 7up. 12.) Wieviel Prozent der 7up werden die Matura bestehen? a) Zu viele. b) Der Verfasser dieses Tests gehört nicht dazu. c) Werden die überhaupt zugelassen?
Auflösung: Jede Antwort ist auf ihre Art falsch und richtig. Jede Antwort ergibt 0 Punkte. Wenn Ihre Totalpunktzahl 0 Punkte beträgt, sind Sie zu Matura 96 zugelassen.
IN:
Schlechte, zerrissene Prüfungen wieder zusammenkleben, um das Zeugnis zu erhalten.
OUT:
Prüfungen zerreisen.
IN:
Bananenschalen herumwerfen.
OUT:
Schwammschlacht.
IN:
(Porzellan-) Elefanten aus dem 5. Stock in die Wiese werfen.
OUT:
Zoobesuche.
IN:
Poesiebücher als Wurfgeschosse entdecken.
OUT:
Poesie lesen.
IN:
Briefchen schreiben / Autorennen.
OUT:
Schiffchen versenken.
IN:
Lehrer vom Unterricht ablenken (Diskussion über aktuelle Themen).
OUT:
Unterricht gemäss Stundenplan.
IN:
Take That imitieren, Techno.
OUT:
Heino (sein), Black Sabbath.
IN:
Fünf Stunden freiwilliges Wandern vor Klassenfest (intensivere Alkoholwirkung).
OUT:
An Partyort heranfahren.
Es kamen einmal ein paar Lehrer geritten,
die haten sich mit ´ner Klasse verstritten.
So gründeten sie einen heiligen Bund,
"Die 7up kommt jetzt auf den Hund!"
Der Tapferste sprach:
"Ich werde sie schlagen, ich werden ihnen Prüfungen auftragen,
die selbst ich nicht lösen kann.
Jetzt geht da mal ein "Fiesiker" ran!"
Die 7up nahm dies gelassen.
"Wir werden halt schlichtwegs ´ne Maturazeitung verfassen,
in der Elefanten von Mäusen gejagt
und niemand mehr nach Haargel fragt."
Der Zweite sprach:
"Ich und mein Grinsen,
wir werden ihnen den Schalk schon verzinsen.
Nun gebt mir RG, TNT und vor allem Brille,
damit ich im Treppenhaus nicht gleich die erste Glastüre kille."
Die kühne Klasse hold und fein,
flotsche ihm gleich eine rein.
Nieder mit Fiesheit und allem Unsmarten,
denn das alles gehört in den Kindergarten.
Nun kam die Stunde des Philosophen.
Auch er vom Schalke tief getroffen, warf ein:
"Mündlich schreib´ ich jedem ´ne drei,
dies wird sicher führen Respekt herbei!"
Die Klasse fuhr die Noten ein.
War Würde und Gerechtigkeit nichts anderes als Schein?
Die Klasse meint: "Ein wahrer Mann überzeugt durch Taten,
und nicht durch das Verteilen schlechter Noten."
Französisch war nun angesagt.
Der Haldibergler tief geplagt
sich hurtig übers "Bärtli" strich und keinen Meter rückwärts wich.
"Ich häufe sie mit Aufgaben ein,
damit am Wochenend´ bleibt jeder daheim!"
Die wackeren Schüler, um nichts verdrossen,
am Wochenend´ dies mit Wein begossen.
Der Wein, der stammte aus französischen Lande,
und nach einer Weile war jeder imstande,
auf Französisch zu lallen, was er gedachte zu sagen.
"Warum in die Franzstunde?" mussten sie sich da fragen.
"I´m determined to prove the villains!",
hörte man den Englischmann brüllen.
"Ich treibe ihnen die "Schwitze" ins Gesicht,
ein Schotte hält, was er verspricht!"
Hierzu sprach der Lehrer der Steine:
"Die Variante ist gut, doch höre die meine:
Ich werde sich prüfen nach Mergel und Gneis,
damit ihnen verleidet, dieser langweilige Sch....!"
Auch dieser Versuch hat fehlgeschlagen.
Und zum Schlusse kann man sagen:
"Schön war die Kantizeit,
in der es nie gab Missgunst und Streit."
Das Rätsel der Evolution - Ein Rückblick
Einleitung
Auslöser dieser hochwissenschaftlichen und konterrevolutionären Evolutionshypothese waren alltägliche Beobachtungen an der Kantonalen Mittelschule in Altdorf, einem für die Analyse komplexer biologischer Phänomene bestens geeigneten Biosystems. Im Laufe der siebenjährigen Forschungsarbeit wurde es für die Mitglieder unseres Forschungsteams immer schwieriger, den Widerspruch der Darwinistischen Evolutionstheorie zu den beobachteten Naturerscheinungen zu übersehen. Der vorliegende Bericht ist die Erstveröffentlichung dieser neu gewonnenen Erkenntnisse, die genügend Zündstoff bieten, um zumindest Biologielehrer Wüdi ein Semester lang zu beschäftigen.
Lebensform im Untergymnasium
Die Erstgymnasiasten (im Volksmund "Erschtgimmeler") sind Mitglieder der ersten Entwicklungsstufe des Kanti-Biosystems. Durch ihre Unerfahrenheit im täglichen Überlebenskampf fallen sie oft den zahlreichen Gefahren ihres feindseligen Lebensraumes zum Opfer. Gerade durch ihre spontane Naivität eignen sich aber diese faszinierenden Wesen zur Erforschung gattungsspezifischer Verhaltensmuster der untergymnasialen Stufe (kurz UG).
Bemerkenswert ist bei den Lebewesen des 1. Gymnasiums die motivierte und strebsame Lebenseinstellung, sowie der grosse Respekt gegenüber Lehrern und andern Götzen ihrer heidnischen Einfältigkeit. Ein weiteres Merkmal ist der streng geregelte Tagesablauf und, dadurch bedingt, ein grosses Schlafpensum während der Nacht. Die körperlichen Merkmale sind für den Laien nicht leicht erkennbar, trotzdem aber charakteristisch. Die Schädelform entspricht dem Aufnahme- und Speicherbedürfnis von Informationen und ist dementsprechend ausgestattet: Grosse Augen (zum besser Lesen können), grosse Ohren (um den Anweisungen des Lehrers besser folgen zu können), grosses Schädelvolumen. Wichtiger als die Arterhaltung ("Mädchen/Jungs? nein danke!") ist der alltägliche Überlebensk(r)ampf in der Pausenhalle zwischen 10:00 und 10:15 Uhr
Die weiblichen Individuen verfallen dem Charme reiferer Lehrpersonen ("Oh, Herr Windholz...") und ärgern sich über das kindische Verhalten ihrer männlichen Altersgenossen. Die Gebrauchsgegenstände dieser Epoche entsprechen den Bedürfnissen, zeugen jedoch von einer gewissen Einfalt: Die Schultaschen sind überdimensional und enthalten oft das Schulmaterial des gesamten Semesters. Dies erklärt auch ihre sichtbar gebückte Haltung.
Der Zweitgymnasiast fühlt sich gegenüber den Erstgymnasiasten als eigentlicher Bildungsveteran und erforscht die Vor- und Nachteile öffentlichen Ungehorsams. Er kaut während der Mathe heimlich Kaugummi oder bläst im Deutsch mit seinem Spuckrohr Maiskörner im Zimmer herum.
Der Drittgymnasiast hält seine jüngeren Artverwandten in Unkenntnis seiner eigenen Zukunft für primitiv und kindisch. Er erforscht die Geduld seiner Eltern und die Wirkung nächtlicher Aktivitäten auf seine schulischen Leistungen. Er bildet feste Vorurteile gegen Lehrpersonen und unterstreicht diese mit seinem wachsenden Vokabular an Schimpfwörtern.
Überleben am Obergymnasium
Nach dem Ende des 3. Gymnasiums ändern sich die Lebensumstände für die Bewohnerinnen und Bewohner der Kanti auf signifikante Art und Weise.
Eben der Pubertät entwachsen (Ausnahmen bestätigen die Regel), sehen sich die Schülerinnen und Schüler neuen Verhaltensmustern der Epoche Obergymnasium (OG) und des Erwachsenseins ausgeliefert. Einige suchen vor diesem Druck Schutz in religiösen Sekten und verlassen die Schule. Besonders die Lebewesen des 4. Gymnasiums sind vom Dilemma betroffen, ob sie den Sinn des Lebens im Bodensatz eines Bieres oder in der Formel -b+(b2-4ac):(2a) suchen sollen.
Das schon im 4. Gymnasium vorhandene Brunstverhalten legitimiert die seit Beginn der OG-Epoche gepflegte sprachliche Gleichberechtigung zusätzlich. Im 5. Obergymnasium dreht sich schon das meiste um das Weib bzw. um den Mann; es dreht sich aber auch alles aus der Sicht der neuen Generation von Suchtmittelkonsumentinnen und -konsumenten. Die Fronten zwischen Abstinenzlertum und Säuferwesen beginnen sich zu verhärten, ebenso die Lebern einiger Schülerinnen und Schüler.
Für die Lebewesen des 6. Gymnasiums erhält das weisse "L" auf gelbem Grund (Langenscheidt Grundwortschatz) eine zentrale Bedeutung. Neben dem blauen Zustand findet auch der blaue Dunst neue Opfer. Viele Schülerinnen und Schüler verspüren Anzeichen einer Bildungsübersättigung und sehen sich nach Ferien am Strand oder handwerklicher Betätigung. Ein immer beliebterer handwerklicher Ausgleich zum Schulstress ist in diesem Zusammenhang das Basteln von Öfen in der Freizeit (Ufamsterdamgodrogäposchtä). Die strikten Abstinenzler sind inzwischen eine arg diskriminierte Minderheit geworden und schliessen sich zu einem Verein zusammen, um gegen die allgemeine Unterdrückung gemeinsam vorgehen zu können: Es entsteht der "Schweizerische Standhafte Verein", kurz StV.
Die ungesunde Kombination von tag- und nachtaktiven Lebenswandel, der tägliche Kampf um den Automatenkaffee in der Pausenhalle und die jahrelange Nervenbelastung durch das schwierige Zusammenleben in engstem Raum (Schulzimmer) führen zur Verbreitung von Seuchen und Plagen. Besonders die gefürchtete Schlafkrankheit fordert im 7. Gymnasium immer wieder Opfer. Im übrigen ist eine generelle Werteverschiebung zugunsten elementarer Bedürfnisse feststellbar: Die Bewohnerinnen und Bewohner des 7. Gymnasiums interessieren sich in erster Linie für reine Treibhandlungen wie Essen, Trinken und Fortpflanzung. Art und Intensität der Bildung sind abhängig vom Fernsehprogramm.
Wenn die armen Kreaturen nach sieben Jahren so unproduktiv geworden sind, dass sie das Ökosystem ihres Lebensraumes nur noch belasten, werden sie aus diesem vertrieben. Nur wenige äusserst schlaue Individuen schaffen es, sich als Mitglieder unterer Generationen zu tarnen und dadurch der Vertreibung aus dem System für ein weiteres Jahr zu entgehen. Nach acht, vereinzelt erst nach neun Jahren ist aber die Generationenunzugehörigkeit so deutlich sichtbar geworden, dass auch die aufwendigste Tarnung nichts mehr nützt. Zum Zeitpunkt des Abgangs aus dem Gymnasium ist das arme Wesen durch die jahrelange Belastung so weich und träge wie eine reife Frucht geworden, und die Wissenschaft hat beschlossen, dieser Lebensform den Namen "Homo maturus" zu gegeben.
Nachwort
Diese wissenschaftliche Abhandlung soll zum besseren Verständnis gymnasialer Verhaltensmuster beitragen. Dadurch können unschöne und unnötige Vorurteile gegenüber dieser Lebensform verhindert werden. Wir haben gesehen, wie stark ihr Verhalten von den schwierigen Lebensumständen abhängt.
Auch hoffe ich als Verfasser, mit diesem Artikel das Kopfschütteln unserer empörten Leserschaft etwas bremsen zu können. Falls Sie sich also über irgendeinen Beitrag dieser Zeitschrift aufgeregt haben, lesen Sie die Beschreibung des "Homo maturus" noch einmal durch und bedenken Sie, dass Mitglieder dieser Lebensform für den Inhalt dieser Zeitung verantwortlich sind. Für diesen Artikel übrigens auch...